Entrepreneurship (Unternehmertum) wird dem Bericht zufolge als Prozess definiert, welcher die Identifizierung, Evaluierung und Verwertung von Geschäftsmöglichkeiten umfasst. Die Dauer der Gründung eines Unternehmens kann sich zwischen einzelnen Unternehmen stark unterscheiden und ausserdem bestehen eine Vielzahl an Indikatoren, um den Zeitpunkt einer Gründung zu bestimmen (Eintrag in das Handelsregister, Arbeit an einem Business Plan, Vorbereitung des Markteintritts und erste Verkäufe). In einer schematischen Darstellung können dennoch zwei wesentliche Phasen des Gründungsprozesses unterschieden werden:
- eine Entstehungsphase, in deren Ablauf das Unternehmenskonzept entworfen und verfeinert wird, die Ressourcen zusammengestellt werden und sich das Gründerteam formiert, sowie
- eine Startphase, während der das neue Unternehmen erste Produkte und Dienstleistungen verkauft und beginnt, sich auf dem Markt einen Namen zu machen.
Der gesamte Umfang der Gründungsaktivität ergibt sich als Summe aus Werdenden Unternehmern und Neuen Unternehmern (Personen, die Inhaber und Geschäftsführer eines Unternehmens sind, das erst einige Jahre am Markt aktiv ist). Diese Gründungsaktivitäten bzw. die Gründungsquote wird in diesem Bericht als TEA-Quote (Total (Early-Stage) Entrepreneurial Activity) bezeichnet.
- Die Schweiz positioniert sich mit einer Gründungsquote (TEA) von 6.1% leicht unterhalb des Durchschnitts von 8.4% der 35 an der Studie teilnehmenden Länder (GEM-Länder). Die Gründungsaktivität in der Schweiz hat damit gegenüber den Jahren 2003 (7.4%) und 2002 (7.1%) abgenommen.
- Neben diesen Gründern gibt es natürlich auch noch zahlreiche etablierte Unternehmer, welche bereits seit mehr als 3 ? Jahren Gehälter, Gewinne oder Sachleistungen beziehen. Mit einem prozentualen Anteil von 9,7% belegt die Schweiz den sechsten Rang und liegt damit deutlich über dem Durchschnitt von 6,6% der GEM-Länder. Die Schweiz ist damit nach Griechenland das Land mit der höchsten Quote an etablierten Unternehmern in Europa!
- Das Verhältnis von etablierten Unternehmern zu Gründern ist ein Indikator für die Überlebenschancen eines neuen Unternehmens in einem Land, wenn man annimmt, dass die Anzahl der neuen und etablierten Unternehmer über die Zeit hinweg etwa konstant bleibt. Die Schweiz befindet sich mit einem Verhältnis von 1.6 an der vierten Stelle der GEM-Länder hinter Japan, Finnland und Griechenland.
Die Gründung eines Unternehmens ist oftmals einfach, viel schwieriger ist es jedoch, mit diesem Unternehmen zu wachsen und auf dem Markt mit einer angemessenen Rentabilität zu bestehen. Die Wachstumschancen hängen größtenteils vom Innovationsgrad des Unternehmens und von der Wettbewerbssituation ab. Je mehr das Unternehmen in Bezug auf Produkte, Dienstleistungen und Verfahren innovativ ist und je weniger Konkurrenten es auf dem Markt gibt, desto grösser ist das Marktpotenzial. Bei der GEM-Untersuchung werden die drei Faktoren Innovationsgrad, Wettbewerbssituation und Technologieniveau anhand der folgenden drei Fragen an die Unternehmer erhoben:
- Werden alle, einige oder keine ihrer möglichen Kunden Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung als neu und unbekannt ansehen?
- Gibt es heute viele, wenige oder keine anderen Unternehmen, die die gleichen Produkte oder Dienstleistungen Ihren möglichen Kunden anbieten?
- Sind die Technologien oder Verfahren, die für das Produkt oder die Dienstleistung benötigt werden, erst seit weniger als einem Jahr erhältlich, seit einem bis fünf Jahren oder seit mehr als fünf Jahren erhältlich?
Die Schweiz ist ein gesättigter Markt mit einem hohen technologischen Niveau. Es ist folglich für ein Unternehmen schwieriger, sich zu profilieren und auf einem solchen Markt zu wachsen.
In der Schweiz gaben 84% der befragten Gründer an, mit ihrem Unternehmen eine gute Gelegenheit nutzen zu wollen wohingegen 14% unternehmerisch aktiv werden, weil sie keine bessere Erwerbsalternative haben. Bei 2% der Befragten war es eine Mischung aus Gelegenheit und Notwendigkeit, welche sie zu einer unternehmerischen Tätigkeit motivierte. Die Schweiz befindet sich diesbezüglich in einer komfortablen wirtschaftlichen Lage. Eine geringe Arbeitslosigkeit, stabile Arbeitsverhältnisse und ein relativ hohes Lohnniveau generieren auf der einen Seite erhebliche Opportunitätskosten und zwingen auf der anderen Seite die Schweizer nicht, ein Unternehmen aus der Not heraus gründen zu müssen.
Das Alter der Schweizer Gründer liegt im Durchschnitt bei 39 Jahren und 42% der Gründer verfügen Über eine höhere Bildung wie Universitäts-, Fachhochschul- oder Abschluss einer technischen Hochschule. In der Schweiz werden 40% der Unternehmen von Frauen gegründet, damit befindet sich die Schweiz im Spitzenfeld was das weibliche Unternehmertum betrifft.
Tags: Global Entrepreneurship Monitor, Unternehmertum, Schweiz
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